Anreise nach Düsseldorf
Die Koffer waren gepackt, der Regionalexpress von Cottbus nach Leipzig fuhr pünktlich. Dazu Sonne bei -3 C, bessere Voraussetzungen für die lang ersehnte Reise konnte es nicht geben. Wir hatten auch genügend Zeit, denn der Charterflug von Düsseldorf nach Bergen ging erst morgen ab. Aber da wir uns entschieden hatten, mit der Bahn anzureisen, wollten wir in der Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen übernachten. Mit dem ersten Zug am nächsten Tag hätte bei der Bahn alles pünktlich klappen müssen, um pünktlich den Flughafen zu erreichen. Als Berufspendler weiß ich allerdings, dass gerade an diesen Tagen der Fehlerteufel sein ganzes Repertoire ausspielt. Und dann war schließlich auch noch Winter. Für den Anschlusszug in Leipzig hatten wir 40 Minuten Luft, dass sollte reichen. Aber in Hannover verblieben uns für das Umsteigen nur ganze acht Minuten. Da muss schon alles passen, der IC ab Leipzig muss sich an seinem engen Plan halten. Und als ob ich dies geahnt hatte, der IC erreichte wegen technischer Probleme den Hauptbahnhof Leipzig erst gar nicht und so wurde ein Ersatzzug eingestellt. Alle Reservierungen waren also hinfällig und der Run auf die besten Plätze begann. Mit den großen Koffern ist das ist wie Hindernislaufen unter erschwerten Bedingungen. Doch dann war es geschafft und aufgeregt verfolgten wir die letzten Umdrehungen der großen Bahnhofsuhr. Der letzte Klack, jetzt musste der Pfiff ertönen und sich der IC langsam in Bewegung setzen. Nun ging es also richtig los. Doch nichts rührte sich. Der Minutenzeiger legte eine weitere Runde zurück, dann noch eine und noch eine. Dreißig Mal sollte er noch den Kreis vollenden, bis sich der Zug in Bewegung setzte. Sehr zur Freude der Reisenden aus verspäteten Zügen, die nicht mehr gehofft hatten, den Anschluss zu bekommen. Unser Anschlusszug in Hannover war definitiv nicht mehr zu erreichen. Des einen Freud ist des anderen Leid. Den Grund erfuhren wir erst später und war sicher für die Bahn auch ein Kuriosum. Der Lokführer steckte in einem Zubringerzug fest, der wegen Betriebsstörung erst verspätet den Bahnhof Leipzig erreichte. Bloß gut, dass wir uns entschieden hatten, einen Tag früher anzureisen. Aber, noch waren wir nicht in Düsseldorf. Mal sehen, was uns noch erwartet.
In Hannover ging die Umbuchung in einen anderen ICE komplikationslos vonstatten. Nur die Platzreservierung gestaltete sich als schwierig, da nur noch wenige Plätze in der 1.Klasse frei waren. Da uns allerdings an der Verspätung keine Schuld traf, entscheid die freundliche Dame am Schalter kulant, uns zwei Sitzplätze in den vornehmen Wagen zu ordern, ohne Mehrkosten natürlich. Wegen der kurzfristigen Buchung war die Reservierung im Wagen nicht angezeigt, so dass, nach ihrer Kleidung zu urteilen, es sich zwei Geschäftsherren auf diesen Plätzen schon gemütlich gemacht hatten, wenig Elan zeigten, die Plätze zu räumen. Wir hatten aber gar keine Lust, aus Mitleid die nächsten drei Stunden mit dem Gepäck in irgendwelchen Ecken zu stehen. Erst das Winken mit den Platzreservierungen leitete bei ihnen ein Umdenkprozess ein, die restliche Fahrt war gesichert. Als Entschädigung reisten wir mit einem Sparpreisticket der 2.Klasse nun in dem geräumigen Wagen der 1.Klasse. Größere Beinfreiheit und breite Gänge der Luxusklasse weiß man erst zu schätzen, wenn man mit Gepäck und einem Trolley, der gerade so durch die Sitzreihen der 2. Klasse passt, fünf vollbesetzte Wagen meistert, in denen die Reisenden auch ihr Gepäck in XXL-Größe überall abstellten. Und meist natürlich gerade dorthin, wo wir langwollten. Es waren eben Ferien. Denn, zu unserem Leidwesen war die Wagenreihung verändert. Wir standen also genau am falschen Ende. So hieß es einsteigen und dann durchkämpfen.
Mit einer Stunde Verspätung erreichten wir in den Abendstunden Düsseldorf. Es war schon dunkel, von der Stadt war also nicht zuviel zu sehen. Das Hotel des CVJM war aber in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes und auch mit dem Gepäck gut zu Fuß zu erreichen. Die Einrichtung entsprach unseren Vorstellungen, wir waren sehr zufrieden. Besonders zuvorkommend empfanden wir die Bereitstellung eines Tickets für den Nahverkehr an den Tagen des Hotelaufenthaltes, so dass wir auch am nächsten Tag ohne Zusatzkosten zum Flughafen fahren konnten. Das nenne ich doch mal Service.
Abends waren wir noch in der Innenstadt, wollten unbedingt die berühmte Kö anschauen. An den Schaufenstern sahen wir allerdings schnell, dass die zur Schau gestellten Waren nicht so sehr für unsere Bedürfnisse produziert wurden. Außerdem regnete es in Strömen. Es wandelten nur wenige die Kaufmeile entlang. In der Promenade erregte noch ein Fotogeschäft meine Aufmerksamkeit. Zwei große Teleobjektive lagen in der Auslage zum Verkauf. Aber selbst gebraucht kosteten sie noch einen mittleren vierstelligen Eurobetrag, der jenseits meines Limits liegt. Außerdem wies mich meine Frau darauf hin, dass unser Gepäck sowieso schon massenmäßig eng kalkuliert wurde und wir überhaupt keine Möglichkeit besäßen, diese wundervollen „Tüten“ in das Flugzeug zu bekommen. Das ist natürlich ein Argument, welchem ich mich nicht verschließen konnte.
Im Hotel mutmaßten wir noch lange, wie denn der norwegische Winter wohl sein würde. Aber morgen würden wir nach Bergen fliegen und es selbst sehen. Damit wird für uns ein langgehegter Traum war.